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Reviews & Pics 1988

Under Construction



08.04.1988 Düsseldorf, Philipshalle

Rheinische Post - April 1988
Konzert der beiden englischen Bands All About Eve und The Mission in der Philipshalle


"Aus dem Schatzkästchen der Vergangenheit"

Nostalgiker der Rockmusik können aufatmen. Nicht länger müssen sie angestrengt den Trends nachhecheln - jetzt wiederholt sich alles. Diesen Eindruck hinterließen wenigstens die beiden englischen Bands All About Eve und The Mission bei ihrem Konzert in der Philipshalle. Munter grabbelten beide Bands im musikalischen Schatzkästlein der Vergangenheit; die einen perfekt, die anderen dilettantisch.

Den Anfang macht das Quartett "All About Eve". Die Formation um Sängerin Julianne Regan spielt nach eigenem Bekunden "Folk-Metal". Dabei werden klirrende Gitarren mit volkstümlichen Melodiebögen gemischt. Das trug den Musikern schon mal die als Schimpfwort gemeinte Bezeichnung Hippies ein. Und in der Tat liegt plötzlich der Duft von "Flower Power" in der Luft.

Hier erlebt eine Band wie Fairport Convention fast eine Wiederauferstehung, allerdings in leicht aktualisiertem Gewand. Die Gruppe behandelt ihr Tonerbe sehr sorgfältig und ist weit davon entfernt, lediglich nachzuäffen. Geholfen hat dabei sicherlich auch der Produzent: die Rocklegende Paul Samwell Smith. Er bewahrt auch die optimistische Perspektive im All About Eve Konzept und schützt die Band damit vor musikalischer Nähe zu ihren Entdeckern von "Mission". Die sind nämlich die ungekrönten Könige der Düsterklänge und die Stars des Abends.
Aber was Sänger Wayne Hussey und seine drei Mitstreiter bei diesem Konzert zu bieten haben, ist nicht dazu angetan, ihren Ruhm zu mehren. Noch annehmbar ist es, wenn sie nach langer Ouvertüre endlich aus dem obligaten und stets präsenten Bühnennebel treten. Mit "Beyond The Pale" bringen sie die rund 3500 Fans schnell auf die Beine. Durch dumpfen Schlagzeug- und Basssound, klirrende Gitarre und Wayne Husseys klagende Stimme wirken sie fast eine Spur psychedelisch.

Doch schon nach kurzer Konzertdistanz entpuppen sich die Grundrhythmen als ewig gleich. Was anfangs noch als Stilmittel akzeptabel scheint, wird spätestens nach halber Auftrittsdauer zum Zeugnis finsteren Unvermögens. Allenfalls bei "Garden Of Delight" brechen sie kurz aus ihrem starren Tonkorsett. Da darf Wayne Hussey zur sparsamen Synthesizer -Begleitung ein wenig Differenzierung andeuten. Besonders traurig wird es immer dann, wenn "Mission" ihre musikalischen Wurzeln andeuten: Bei der als Zugabe gebotenen Interpretation des "Free"-Klassikers "Wishing Well" hat sich wahrscheinlich der verstorbene Komponist Paul Kossoff in seinem Grab herumgedreht.